Melanie Kühn© Melanie Kühn
Nach dem spannenden Besuch des Pappe-Unternehmens Konno Konpou Inc. am Morgen des zweiten Tages unserer Exkursion, hatten wir anschlieÃend die Gelegenheit den Damborghini (ein pinker Lamborghini aus der berühmten Pappe der Firma), aus nächster Nähe im offiziellen Geschäft und Showroom âKonpoâs Factoryâ zu betrachten. Der Laden befindet sich in der EinkaufsstraÃe, dem sogenannten âSeapal-Pierâ, von Onagawa, die wir zur Mittagszeit für ein paar Stunden frei erkunden durften.
Onagawa ist eine kleine Küstenstadt mit rund 6.000 Einwohnern, die an Ishinomaki grenzt und ebenso von der Dreifachkatastrophe 2011 betroffen war. Der Tsunami zerstörte ca. 3.500 der 4.600 Gebäude und hatte damit eine Zerstörungsquote von ungefähr 75%. AuÃerdem hatte die Stadt eine Opferzahl von über 850 Toten und Vermissten zu beklagen.
Trotz der hohen Verluste, beschlossen die Bewohner Onagawas aber keinen Schutzwall zu errichten, um den schönen Ausblick auf das Meer beizubehalten. Das Gelände des alten Stadtgebiets an der Küste wurde daher lediglich um etwa fünf Meter angehoben. Zum Schutz der Bewohner, werden zudem im unmittelbaren Küstengebiet nur noch Gewerbe- und Industriegebiete ausgewiesen. Alle Wohngebäude befinden sich nun an Orten, die nicht zu Ãberflutungsgebieten zählen.
Der Seapal-Pier ist Teil des Plans zur Revitalisierung Onagawas und wurde zu 70% aus dem Wiederaufbaufonds der japanischen Regierung finanziert. Seit Eröffnung im Dezember 2015 ist der Pier das Aushängeschild der Stadt und lockt mit seinen 34 Geschäften und Restaurants Besucher und Touristen aus der gesamten Region an. Der Pier ist so konstruiert, dass der erste Sonnenaufgang des Jahres am Ende der Promenade zu sehen ist und diese sozusagen am Horizont âverlängertâ.
Melanie Kühn© Melanie Kühn
Der Name des Piers stammt von der Japanmöwe âSeapalâ, dem Maskottchen der Stadt, welche immer einen Bonito (in Anlehnung auf die Fischerei-Industrie Onagawas) mit sich trägt. Man munkelt, dass der niedliche Vogel irgendwo im Seapal-Pier wohnt.
Mein persönliches Highlight war der Besuch des Geschäfts âOnagawa Factoryâ, wo diverse handgemachte Möbelstücke und Souvenir-Artikel verkauft werden. Die Produkte wurden alle von den Einwohnern Onagawas hergestellt, die damals aufgrund der enormen Zerstörung durch den Tsunami ihre Arbeit in den fischverarbeitenden Fabriken nicht mehr nachgehen konnten. Die Herstellung der Objekte diente der Einkommenssicherung und sorgte für ein bisschen Normalität und Abwechslung im Nachgang der Katastrophe.
Melanie Kühn© Melanie Kühn
Immer wenn ich nun auf meine handgemachten Essstäbchen aus Onagawa blicke, denke ich an die kleine Küstenstadt, ihre freundlichen Bewohner, den Seapal-Pier und die zahlreichen Eindrücke unserer interessanten Exkursion in die Sanriku-Region.
Gestärkt mit einem leckeren Mittagessen ging es nach unserem Besuch in Onagawa weiter auf den Weg in die Präfektur Iwate.
(Text: Melanie Kühn, Stipendiatin des 38. Jahrgangs des SP-Japan-Programms)